WORÜBER WILLST DU REDEN?
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Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Depression zu erkranken, ist echt hoch: Jede 10. Frau und jeder 5. Mann leidet unter sogenannten affektiven Störungen.
Was Angehörige wissen sollten: Übertriebenes Mitgefühl und vorauseilende Schonung können die Symptome verstärken. Was eher hilft: echtes Verständnis für schlechte Tage und echte Bereitschaft, gemeinsam für mehr gute Tage zu sorgen. -
Jeder Vierte leidet im Laufe seines Lebens an einer Angststörung, Zwänge stehen bei der Häufigkeit von psychischen Erkrankungen an Platz 5. Trotz dieser Zahlen erkennen oft weder Betroffene noch Angehörige, was wirklich hinter den Verhaltens- und Denkmustern steckt.
Was Angehörigen Mut machen kann: Der Leidensdruck der Betroffenen ist hoch, gleichzeitig lassen sich Zwänge und Ängste mit kognitiver Verhaltenstherapie super behandeln - eine super Kombi, um das Thema anzusprechen. -
Die Internationale Klassifikation psychischer Erkrankungen listet die Symptome für Alkoholabhängigkeit detailiert auf. Angehörige von Alkoholikern können hinter viele Punkte einen Haken machen. Die Betroffenen sehen das anders. Genau hier liegt das Konfliktpotential verborgen, das sich in täglichen Streitereien und körperlicher Aggression zeigt.
Was Angehörige oft nicht wissen: Auch sie können Suchtberatung in Anspruch nehmen. -
Wenn nicht ein Schlaganfall der Auslöser ist, beginnen demenzielle Erkrankungen mit Veränderungen im Verhalten und in der Stimmung. Im weiteren Verlauf brauchen Demenz-Patienten zunehmend mehr Hilfe – und Verständnis.
Was Angehörige wissen sollten: Die Betreuung eines erkrankten Angehörigen ist ein Fulltime-Job und den muss niemand alleine machen. Sich Unterstützung zu holen ist kein Zeichen von Schwäche oder mangelnder Zuneigung, sondern Pflicht. Denn nur wer selbst bei Kräften ist, kann für andere gut sorgen. -
Manchmal lösen belastende Ereignisse oder Umstände akute Suizidalität aus, und ein Klinikaufenthalt ist nötig. Manchmal schwingt die Sorge, ein geliebter Mensch könnte sich das Leben nehmen, über Jahre hinweg im Hintergrund mit.
So oder so: Suizidgedanken oder -handlungen sind eine traumatische Erfahrung für das nahe und weitere Umfeld – denn hier trifft Ohnmacht auf Angst. Auch hier ist Wissen Macht. Denn wer weiß, dass er nicht verantwortlich ist für die Situation, kann lernen, wie man sich abgrenzen und trotzdem gut um einen Angehörigen kümmern kann. -
Einen Angehörigen in den Tod zu begleiten, ist eine schwere Aufgabe. So viele Sorgen: Kann man den immer höher werdenden pflegerischen Aufwand bis zum Ende bewältigen? So viele Fragen: Über welche Themen spricht man mit einem Sterbenden? Und wie soll man den Verlust jemals verschmerzen?
Angehörige sind oft stark bis zum Ende. Und merken erst Monate später, wie viel Kraft dieses Starksein gekostet hat. Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen und Zeit zu lassen für die eigene Trauer - und die schwere Aufgabe, sich ohne den Verstorbenen in der Welt zurechtzufinden. -
Die Psychosomatik beschäftigt sich mit dem Einfluss psychischer und sozialer Faktoren auf den Körper. Betroffene suchen oft jahrelang nach der Ursache für ihre Beschwerden – doch alle Untersuchungen bleiben ohne Ergebnis.
Frust und Resignation begleiten die Frage: Bilde ich mir das vielleicht doch alles nur ein? Meist verschwinden die Beschwerden, sobald das zugrundeliegende Problem erkannt wurde. Hier können Angehörige helfen, indem sie eine Brücke bauen zwischen dem Erkrankten und einem erfahrenen Therapeuten. -
Kein Kind ist wie das andere, und das ist eigentlich wunderbar. Manchmal verzweifeln Eltern aber genau daran und fragen sich: Was habe ich falsch gemacht? Warum ist mein Kind aggressiv, warum ein Einzelgänger? Warum kann es sich nicht konzentrieren? Warum schläft es keine Nacht durch?
Was Angehörige wissen sollten: Es geht nie um die Frage der Schuld, sondern um die Gestaltung einer liebevollen Beziehung. Dieser Ansatz schließt die wertschätzende Einbindung aller beteiligten Personen mitsamt deren Eigenheiten ein – inklusive den Eigenheiten der Eltern. -
Ob eine Persönlichkeitsstörung zugrunde liegt, eine tiefe Sehnsucht nach Liebe oder ein unausgesprochenes seelisches Leiden: Menschen, die als notorische Lügner bekannt sind, haben nicht nur regelmäßig Ärger am Hals. Sie enttäuschen auch ihr nahes Umfeld und sorgen in Beziehungen nicht selten für Tränen.
Viele Lebenspartner und Angehörige suchen früher oder später das Weite. Andere verbleiben in der Hoffnung auf Besserung lange Zeit in einer Beziehung, die ihnen nicht guttun. Warum? Es lohnt sich, über diese Frage nachzudenken – und sich neu zu positionieren. -
Persönlichkeitsstörungen bilden sich durch problematische Beziehungen in Kindheit und Jugend – wenn Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden. Diese tiefgreifenden und andauernden Verhaltens-, Wahrnehmungs- und Denkmuster machen Beziehung schwierig.
Denn ob sich die Persönlichkeitsstörung in übertriebener Ängstlichkeit oder Streitlust zeigt, in einem unruhigen Lebenswandel oder Gefühlskälte, Angehörige können sich den konfliktbehafteten Situationen nicht dauerhaft entziehen. Auch hier gilt deshalb: Mache dich zum Experten für diese Erkrankung und finde deinen Weg, damit umzugehen. -
Seit mehr als 20 Jahren ist Glücksspiel als psychische Störung anerkannt. Grund: Auch bei den nicht-stofflichen Süchten erfüllen Betroffene die Abhängigkeitskriterien. So spielen sie oft weiter, obwohl sie verschuldet sind. Spielen ist zum einzigen Lebensinhalt geworden. Spielen sie nicht, werden sie von Entzugerscheinungen gequält.
Was Angehörige wissen sollten: Ähnlich wie bei Alkoholikern kann auch hier Therapie erst wirksam werden, wenn Betroffene sich selbst zu diesem Schritt entscheiden. Bis dahin hilft nur, weiterhin Unterstützung anzubieten – aber nicht (mehr) in Form von Geld. -
Jede Droge, jedes Medikament, jedes Schmerzmittel wirkt anders, und jeder Konsument hat andere Gründe, warum er Substanzen einnimmt, die zu einer massiven körperlichen oder psychischen Abhängigkeit führen können.
Was Angehörige wissen sollten: Wer eine Abhängigkeit entwickelt hat, führt oft ein Doppelleben. Lügen sind nicht gegen Helfende gerichtet, sondern dienen dazu, dieses Doppelleben zu verbergen und zu finanzieren. Wer sich das bewusst macht, kann sich aus der scheinbaren Verantwortung befreien und selbst entscheiden, welche Hilfe er anbieten möchte – und welche nicht.